Gendern und SEO
14. Juli 2023

von Giovanna Franken

In den letzten Jahren hat sich die Sensibilität für geschlechtliche Vielfalt und Gleichberechtigung noch einmal deutlich entwickelt. Das zeigt Auswirkungen auf unsere Sprache und Kommunikation, die vor allem im schriftsprachlichen Bereich sichtbar werden. Damit beeinflussen gesellschaftliche Veränderungen auch die Online-Welt, in der wir tagtäglich kommunizieren, posten und kommentieren.

Gendern

Traditionell wird im Deutschen das generische Maskulinum verwendet, was zwar aus patriarchalen Strukturen stammt, heute aber vor allem der besseren Lesbarkeit dient. Das generische Maskulinum verweist allgemein auf alle Personen, wobei dann die männliche Bezeichnung als geschlechterneutral betrachtet wird. So die Theorie. In der Praxis schließt diese Verwendung jedoch nicht binäre und weibliche Geschlechteridentitäten aus und verstärkt das Gefühl der Marginalisierung, anstatt Inklusion zu fördern.

Beim Gendern geht es darum, sich sprachlich so auszudrücken, dass alle Personen jeder Geschlechteridentität sich angesprochen und nicht ausgeschlossen fühlen. Das kann beispielsweise durch die Verwendung geschlechterneutraler Begriffe wie „Studierende“ anstelle von „Stundenten“ passieren oder aber durch das Gendersternchen, wobei wir auf Besucher*innen, Kund*innen und Nutzer*innen umsteigen. Möchten wir auf die Pluralform aufmerksam machen, können wir das Sternchen sogar durch einen Unterstrich tauschen (Kund_innen).

Was geht mich das schon an?

Im Kontext von Online-Texten, die gerade im E-Commerce oder im Bereich des Online-Marketings unverzichtbar sind, um sichtbar zu sein, hat das Gendern eine bedeutende Rolle. Mit digitaler Kommunikation möchten wir eine Vielzahl von Menschen erreichen, die aus einer breiten und bunten Palette von Identitäten besteht. Dabei tragen zielgruppenorientierte Online-Texte dazu bei, dass Menschen sich in ihrer Identität repräsentiert sehen und sich somit mit Ihrer Kampagne, Marke und Ihrem Unternehmen identifizieren können. Deshalb ist es zunächst einmal sehr wichtig, genderspezifische bzw. geschlechtergerechte Formulierungen in Online-Texten zu verwenden. Das Gendern in digitalen Medien ist dabei ein fortlaufender Prozess, bei dem sich die Praktiken und Konventionen weiterentwickeln und angepasst werden müssen, um ein respektvolles und inklusives Umfeld für alle Nutzer_innen zu schaffen.

SEO und Gendern

Was aber hat nun das Gendern mit Suchmaschinenoptimierung zu tun?

Das grundlegende Problem liegt darin, dass in unserem Sprachgebrauch am häufigsten das generische Maskulinum, also keine gendergerechte Formulierung gebraucht wird. Suchmaschinen sind deshalb meistens genau darauf optimiert. Hinzukommt, dass auch die meisten Suchanfragen im generischen Maskulinum gestellt werden und dadurch auch die Suchergebnisse beeinflusst werden und die männliche Begriffsform ein höheres Suchvolumen aufweist. In der Realität angekommen bedeutet dies für einige Friseurinnen, Texterinnen und Malerinnen, sich als Mann ausgeben zu müssen, um denselben Traffic auf der Website generieren zu können wie die männlichen Kollegen. Nach Gleichberechtigung klingt der Ausschlussmechanismus der Suchmaschinen also nicht wirklich.

Der Vergleich

Maler: 14.100 Suchvolumen

Friseur: 1.039.000 Suchvolumen

Malerin: 500 Suchvolumen

Friseurin: 4.900 Suchvolumen

Maler:in: 0 Suchvolumen

Friseur:in: 0 Suchvolumen

Was also tun im Spagat zwischen Rankingfaktoren und Inklusion?

Spagat? Klingt eher nach Schmerzen, daher hier unsere Tipps und Methoden wie das Gendern im Web SEO-tauglich wird.

Doppelnennung

Liebe Leserinnen und Leser, die erste Möglichkeit ist die Doppelnennung, bei der die weibliche und männliche Bezeichnung genannt wird. Zwar ist die Form des Genderns seit Langem etabliert und vor allem sehr SEO-freundlich, da die Suchmaschine beide Formen erkennt. Allerdings wird die nicht binäre Geschlechteridentität exkludiert, zumal die Nennung beider Formen für Leser_innen wiederholend wirkt und die Wirkung eines Textes stark verändern kann.

Großes „Binnen-I“

Die Variante, ein großgeschriebenes Binnen-I zu nutzen, funktioniert genauso inkludierend für das männliche und weibliche Geschlecht wie exkludierend für alle nicht Binären. Somit ist das Binnen-I im Grunde nur eine anschaulichere Alternative zur Doppelnennung, wobei es eindeutig schlechter rankt. Suchmaschinen können die Groß- und Kleinschreibung nicht voneinander unterscheiden und hält diese Schreibweise automatisch für das schlechter rankende weibliche Geschlecht.

Gendergap

Wie Sie vielleicht schon gemerkt haben, haben wir eine ganz nette Lieblingsmethode Sie anzusprechen. Die Gendergap-Variante zeichnet ich durch Sonderzeichen wie Sternchen, Unterstriche und Doppelpunkte aus. Ziel des Ganzen ist, eine Lesepause zu verursachen, die auf die Geschlechteridentität hinweist. Auf diese Weise ist an fast alle gedacht.

Wieso an fast alle? Leider sind nicht alle Sonderzeichen barrierefrei, das bedeutet, sie können nicht von Screenreadern gelesen werden. Besucht eine Person mit Seheinschränkungen also Ihre Website, die Sie mit Sternchen gegendert haben, können diese Texte nicht richtig gelesen werden. Daher empfiehlt sich vor allem der Doppelpunkt, der in jedem Fall erkannt wird.

Elegant verpackt

Wer gerne mit Sprache umgeht, für den ist besonders die letzte Methode ein interessantes Spiel, denn sie versucht sich an genderneutralen Formulierungen. Um das Genderproblem herumzudichten funktioniert häufig, aber eben doch nicht immer, da nicht jeder Begriff so anpassungsfreudig ist wie die klugen Studierenden.

Gender- oder SEO-gerecht?

Gendergerechtes Texten ist auch für Ihre SEO sinnvoll, denn Sie werden Ihrer Zielgruppe gerecht, was bekanntlich die oberste Regel ist. Zudem lernen auch Suchmaschinenalgorithmen stetig weiter, um den Nutzer_innen den relevantesten und hochwertigsten Content auszuspucken. Gegenderte Inhalte entsprechen demnach einer vielfältigen Nutzerbasis und könnten von Google und Co. positiv bewertet werden.

Ein weiterer Vorteil der genderneutralen Sprache ist das Vermeiden von Keyword-Stereotypen. Die Verwendung dieser Sprache hilft dabei, stereotype Keywords zu verwenden, die nur auf bestimmte Geschlechter abzielen und eröffnet den Spielraum für Keyword-Optimierung.

Gendern bedeutet in gewisser Weise, trendbewusst zu handeln. Da das Gendern in der neuen Form der Öffentlichkeit heiß diskutiert wird, können Sie durch die konsequente Umsetzung beispielhaft vorangehen und über Social Sharing mehr Sichtbarkeit erreichen. Je häufiger Sie mit positiven Eindrücken geteilt werden, desto größer wird Ihr Netzwerk aus Personen werden, die Ihre Ansichten teilen. Identifikation inmitten des gesellschaftlichen Wandels und Wachstums zu stiften, ist ein großartiges Werkzeug für authentisches Marketing.

Fazit

Es ist sehr wichtig zu wissen, dass gendergerechte Sprache auf Ihrer Website kein Garant für ein besseres SEO-Ranking ist. Ihr allgemeiner Inhalt, die Relevanz für die Zielgruppe und die UX sowie andere Aspekte sind Faktoren, die Ihr Ranking beeinflussen. Trotzdem können wir mit Überzeugung sagen, dass der Gebrauch gendergerechter Sprache in SEO-Texten nicht nur gesellschaftlich, sondern auch aus Marketing-Augen heraus überaus sinnvoll ist. Wenn Formulierungen angemessen in die SEO-Strategie integriert werden, können diese für mehr Sichtbarkeit und Traffic auf Ihrer Website sorgen.

Die Bemühungen um mehr Gleichstellung sind von großer Bedeutung und werden sich auch bei den Suchmaschinen durchkämpfen, sodass diese algorithmisch mehr und mehr auf gendergerechte Schreibweisen sensibilisiert werden. Da ist es besser, gleich mit gutem Beispiel voranzugehen und damit auf das eigene wachsende und innovative Netzwerk aufmerksam zu machen.

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Jonas Montag

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